Wie man einen Umbau sinnvoll plant und im Budget bleibt

Von Sylven Blouin, Agr.

Im Wartebereich : Tierschutz und Vorschriften

Konsumenten und Aktivisten haben Druck auf viele Regierungen, wie z.B. in Europa, Kanada oder Kalifornien und auf Zuchtverbände ausgeübt, um Vorschriften einzuführen, die den Tierschutz verbessern.

In der Schweineproduktion war die wichtigste Änderung der Wechsel von der Haltung tragender Sauen in Kastenständen hin zur Gruppenhaltung. Wir sprechen hier über einen ganz erheblichen Wandel in der Art und Weise, wie wir unsere Schweine halten und die damit verbundenen direkten finanziellen Auswirkungen auf die Sauenhalter.

Bei Neubauten führt die Frage ob Sauen in Gruppen oder individuell untergebracht werden sollen normalerweise nicht zu zusätzlichen Baukosten. Im Gegenteil geht man häufig von ungefähr den Gleichen oder sogar geringeren Investitionskosten aus, je nachdem für welche Fütterungstechnologie man sich entscheidet (weniger Equipment). Im Fall eines Umbaus jedoch, können die Investitionskosten schnell dramatisch in die Höhe gehen. Spätestens dann kommen wir an einen Punkt, an dem wir die Art und Weise des Umbaus in Frage stellen und fangen an zu überlegen, wo wir Kosten sparen können.

Group gestation - automated feeding system

1. Die Frage der Herdengröße

Gleichbleibende Herdengröße

Viele Sauenhalter werden genau analysieren, ob es die Möglichkeit gibt, den Wartebereich zu vergrößern und damit die geforderte Fläche zu erhalten, ohne die Herdengröße verringern zu müssen. In diesem Fall bestimmen das Stalllayout und die verwendete Technik (Herde und Fütterung) die Investitionskosten.

Dem Sauenhalter stehen viele Alternativen für die Fütterung zur Verfügung. Einige dieser Alternativen sind zwar in der Anschaffung teurer (elektronische Systeme), können aber später helfen, die Futterkosten zu senken. Deshalb ist es sehr wichtig, sich alle Optionen genau anzuschauen.

Verkleinerung der Herdengröße

Einige Sauenhalter entscheiden sich, die Größe ihrer Herde zu verringern, um einen Anbau an das bestehende Gebäude zu vermeiden. Dadurch verringern sich die Umbaukosten, aber eine Verkleinerung der Herdengröße führt auch zu geringeren Einnahmen. Für manche ist das eine durchaus akzeptable Lösung, weil sie zum Beispiel keinen Nachfolger für ihren Betrieb haben.

Die Herdengröße erhöhen

Andere erhöhen ihre Herdengröße deutlich indem sie die bisher genutzten Kastenstände in Abferkelstände umwandeln. Der Neubau betrifft dann nur noch die Gruppenhaltung und zusätzliche Abferkelplätze. Dies ist ein guter Weg, die Herdengröße bei weniger Kosten/Sau zu erhöhen (CDPQ , Dec 2012).  Erfahren Sie, was Sie die Investition in Gestal kosten würde.

2. Den Bodenbelag in der Gruppenbucht weiternutzen oder austauschen

Den Boden weiternutzen und Kompromisse eingehen

Bei Neubauten (ohne Equipment), können die Kosten für Bodenbeläge bis zu 20% der Gesamtinvestitionskosten ausmachen. Im Fall eines Umbaus, wenn der Boden noch gut ist, müssen wir uns fragen, ob der Boden weitergenutzt werden kann, oder ob er ausgetauscht werden muss.

Die Gestaltung der Bucht ist einfacher, wenn ein neuer Boden installiert werden soll. Wenn Böden aus dem alten Stall weiterverwendet werden sollen, müssen oft Kompromisse gemacht werden. Wir müssen auch im Hinterkopf behalten, dass wir auf gar keinen Fall einen unsauber angelegten Wartebereich haben wollen, der dann ein erhöhtes Verletzungsrisiko für unsere Sauen darstellt. Es gibt hilfreiche Tipps um derartige Risiken zu verringern. Die vorhandenen Böden zu behalten, ist natürlich die kostengünstigste Lösung.  Fragen Sie einen Tierschutzspezialisten!

Den Boden tauschen

Manchmal ist es jedoch besser, ein bisschen mehr Geld für den Neubau/Umbau des Wartebereichs in die Hand zu nehmen, um das Leistungspotential der Sauen/Jungsauen zu erhöhen. Sauenhalter, die eine zwei- bis dreifach höhere Sterberate in Gruppenbuchten gegenüber Kastenständen beobachten, sind keine Seltenheit und häufig sind hier Probleme des Bewegungsapparates der Auslöser.

3. Voll- oder Teilspaltenböden

Spaltenböden sind teurer (es sind im Endeffekt zwei Böden) als ein geschlossener Betonboden. Es ist eine gute Idee, während der Projektanalyse beide Optionen einmal durchzurechnen: Voll- oder Teilspaltenboden.

Wenn sich das Buchtenlayout an den Bedürfnissen der Sauen orientiert und unterschiedliche Zonen in den Buchten geplant werden (Liegen, Fressen, Bewegen), ist es möglich auf Vollbetonböden saubere Tiere zu halten. Auch hier muss ein Kompromiss gefunden werden.

4. Einhaltung der vorgeschriebenen Mindestfläche für Sauen und Jungsauen

In einigen Ländern sind die Angaben für Mindestflächen pro Tier streng vorgeschrieben und müssen zwingend eingehalten werden. In anderen Ländern handelt es sich hingegen nur um Empfehlungen, in denen neben anderen Faktoren eben auch eine Mindestfläche pro Tier angegeben ist. Hier haben die Sauenhalter etwas mehr Freiheit. In Kanada beträgt die vorgeschriebene Mindestfläche pro Sau in gemischter Gruppenhaltung zum Beispiel 1,7 m2 auf Teilspalten. Die Entscheidung für eine solche Oberfläche ist nachteilig gegenüber einer größeren Gesamtfläche, die Umbaukosten pro Sau lassen sich so allerdings erheblich zu senken.

Anmerkung von Sylven: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es hilfreich ist, mit dem Sauenhalter verschiedene Punkte zu besprechen, um zu entscheiden, wieviel Quadratmeter idealerweise für die Herde benötigt werden. Zu den Punkten, die ich in meine Analyse mit aufnehme, gehören unter anderem die Genetik, Fütterungsprogramme, vergangene Mortalitäts- und Austauschraten (hauptsächlich deren Ursachen), Stallklima und das Stallmanagement. Der Erfolg oder potentielle Schwierigkeiten bei der Umstellung auf Gruppenhaltung kann natürlich von der erlaubten Fläche abhängen, aber wenn nur eine kleine Fläche zur Verfügung steht, kann man dies häufig mit anderen Faktoren kompensieren (Verhältnis von Tier/Futterstation bei elektronischer Sauenfütterung, Buchtenlayout, etc.)

Bestimmung der Gangbreite

Die Breite des Ganges für die Verlegung von Tieren und als Arbeitsweg des Stallpersonals muss ebenfalls bedacht werden. Auch hier geht es um die Fläche, die im Fall eines Neubaus eingeplant werden muss, oder die im Fall eines Umbaus von der erlaubten Fläche für Sauen abgezogen werden muss. Sauenhalter müssen häufig einen Kompromiss bei Arbeitsfläche und Umbaukosten finden.

Bei einem 60 m langen Stall mit zwei Gängen, sprechen wir über einen Unterschied von mehreren zehntausend Euro bei einer Gangbreite von 1 m oder mehr. Wir müssen die Bewegung des Stallpersonals und der Sauen genauso einkalkulieren, wie Möglichkeiten zur Rauscheerkennung oder den Transport toter Tiere aus dem Stall. Der Gang hat einen Preis. Wenn Sauen in die Buchten hinein- oder hinausgetrieben werden, müssen wir bedenken, dass sich viele Tiere gleichzeitig in Bewegung setzen. Sollen sich die Sauen im Gang umdrehen können oder nicht? Das ist eine der Entscheidungen, die getroffen werden müssen.

5. Sauen und Jungsauen mischen?

Erstgebärende Sauen sollten idealerweise immer zusammen in eine Gruppe eingestallt werden. Laut Vorschrift ist der Flächenbedarf für Jungsauen ein anderer als für Sauen (in Kanada gelten z.B. 1,4 m2 Mindestfläche für Jungsauen und 1,8m2 für Sauen. In einer gemischten Bucht gelten die oben angegebenen 1,7 m2.

Bei einer Gruppe von 50 Tieren bestehend aus 10 Jungsauen und 40 Sauen muss 1 m2 zusätzlich eingeplant werden, wenn die Jungsauen von den Sauen getrennt werden. Das ist zugegebenermaßen keine enorm große Fläche, trotzdem müssen wir die erlaubten Grenzen mit einkalkulieren und die Vor- und Nachteile von Mischgruppen bedenken.  Für tragende Sauen in Gruppenhaltung gelten besondere Vorschriften. Diese müssen genau geprüft werden.

6. Auswahl eines Fütterungssystems für tragende Sauen in Gruppenhaltung

Das Fütterungssystem bewerten: Konkurrenz um Futter ja oder nein?

Die anfänglichen Investitionskosten von einem System zum anderen können sich stark unterscheiden (Prairie Swine Center). Eine Bodenfütterung ist beispielsweise günstiger als eine elektronische Sauenfütterung (ESF). Aber es müssen auch die Betriebskosten jeder Variante bedacht werden. Das Gestal 3G System ist sehr vielseitig. Als freizugängliches intelligentes Fütterungssystem erfüllt es die tierschutzrechtlichen Anforderungen ohne die Nachteile einer traditionellen ESF.

automated sows feeder

Zusätzliche Futterkosten, mehr Aggression unter den Sauen, das Anlernen von Jungsauen und der Leistungsverlust einer Herde, der mit der fehlenden Kontrolle über die Futteraufnahme einhergeht, eliminieren die Einsparungen, die beim Kauf des Systems gemacht wurden. Diese Verluste treten zudem Jahr für Jahr auf, bis das System, das Fresskonkurrenz zulässt, aus dem Stall entfernt wird. Analysieren Sie die Kosten detailliert. Vermeiden Sie Pfennigfuchserei!

Im Abferkelbereich: Eine Frage der verfügbaren Fläche

7. Vorderen Gang im Abferkelbereich beibehalten oder nicht?

Ohne Gang

Wenn sich der Sauenhalter entscheidet, seine Herde zu vergrößern und zusätzliche Abferkelbuchten zu installieren, kann er auf den vorderen Gang verzichten. In Europa ist dies gängige Praxis. Europäischen Sauenhaltern steht häufig nicht so viel Platz zur Verfügung und sie haben trotzdem eine eindrucksvolle Herdenleistung. Die so eingesparte Fläche kann bei einer Betriebserweiterung eine deutliche Ersparnis bedeuten oder erlaubt es größere Abferkelbuchten bei gleichbleibender Herdengröße einzurichten.

Den Gang behalten

Nochmal, der vordere Gang hat seinen Preis und man muss sich überlegen, ob diese Fläche verpflichtend nötig ist. Diese Frage ist sogar noch wichtiger, wenn man sich für eine elektronische Fütterung im Abferkelbereich entscheidet. Speziell in Amerika wird häufig mit einem vorderen Gang gearbeitet. Wenn dieser Gang wegfällt, muss man sich überlegen wie man trotzdem irgendwie in die Abferkelbuchten gelangt, um an die Ferkel zu kommen, Sauen zu behandeln oder auch Futtertröge zu reinigen. Wir empfehlen, im Vorfeld die Zustimmung des zuständigen Veterinärs einzuholen. Es handelt sich hierbei um einen sehr wichtigen Punkt.

Smart swine feeder system

8. Die richtige Oberfläche des Abferkelstands wählen

Häufig entscheiden sich Sauenhalter für größere Abferkelstände, wenn sie einen neuen Stall oder eine Erweiterung für eine Vergrößerung der Herde planen. Das bedeutet dann auch direkt eine höhere Investitionssumme. Aber in Anbetracht der heutigen Fruchtbarkeitsraten sollte man hier sicherlich nicht zögern.

In den letzten Jahren haben wir eine höhere Fruchtbarkeitsrate im Hinblick auf lebend geborene Ferkel, aber nicht bei abgesetzten Ferkeln beobachten können. Das ist hauptsächlich auf Verluste vor dem Absetzen zurückzuführen. Eine interessante Lösung können hier Hubböden/hydraulische Abferkelstände sein. Diese Technologie ist allerdings auch sehr kostenintensiv. Wenn der Betrieb überdurchschnittliche Mortalitätsraten vor dem Absetzen aufweist, sollte diese Option dennoch auf jeden Fall geprüft werden.

Zusammenfassung

Wir haben einige Möglichkeiten gesehen, wie man beim Stallneubau oder beim Umbau sparen kann und trotzdem die Tierschutzvorgaben erfüllt. Wir können natürlich auch bei der Materialqualität sparen (weniger Edelstahl, dünnerer Kunststoff, etc.), aber wir dürfen nicht vergessen, dass Umbauten oder Neubauten Langzeitinvestitionen sind. Wenn wir Kompromisse eingehen, müssen wir sicherstellen, dass es dadurch nicht zu wirtschaftlichen Einbußen in der Zukunft kommt. Die Lebensdauer einer Stalleinrichtung wird von vielen Elementen beeinflusst, wie z.B. Ammoniak, Kot und Säuren. Diese Einflüsse sollten bei allen Entscheidungen eine Rolle spielen.

Wir sehen immer mehr Fälle, wo Sauenhalter sich für die billige Variante entschieden haben und nach ein paar Jahren ihre Stalleinrichtung austauschen müssen, weil die Herdenleistung deutlich geringer war als vor der Umstellung auf Gruppenhaltung. Wie in so vielen Bereichen, bekommen wir häufig nur das, wofür wir auch bezahlen. Und vergessen Sie nicht, dass es immer jemanden gibt, der es noch billiger anbietet…