Wichtige Kriterien für die Gruppenhaltung von tragenden Sauen

Von : Dr. Lori Thomas, Gratien Thériault und Samuel Lefebvre

Über viele Jahrzehnte haben tragende Sauen ihre Trächtigkeit in Sand- oder Erdbuchten verbracht und auch dort abgeferkelt. Mit der Zeit haben Sauenhalter die Vorteile einer kontrollierten Umgebung für die Schweinezucht erkannt, was dazu führte, dass tragende Sauen seitdem für die Dauer der Trächtigkeit in einem festen Stall in einzelnen Kastenständen untergebracht wurden.

Obwohl diese Praxis viele Vorteile hatte (Sauen konnten individuell gefüttert werden und ein vergleichsweise simples Tiermanagement), haben tierschutzrechtliche Überlegungen dazu geführt, dass Züchter dazu übergehen, vermehrt über eine Gruppenhaltung tragender Sauen nachzudenken, obwohl es auch hier Schwächen in Punkto Tierschutz gibt. Es gibt jedoch Empfehlungen, wie eine erfolgreiche Gruppenhaltung aussehen kann, in der die Kontrolle der individuellen Futteraufnahme einer Sau trotzdem möglich ist.

Viele verschiedene Optionen für Sauenfütterungssysteme

Wenn man sich für die Gruppenhaltung von tragenden Sauen entscheidet, gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie man die Sauen füttert (Fütterungssystem), welchen Bodenbelag man verwendet und wie die Struktur und Zusammenstellung der Sauengruppe aussehen kann. Die vielen verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten können einen schon etwas überfordern.

Die meisten Entscheidungen bei der Planung einer Gruppenhaltung von tragenden Sauen beziehen sich auf das Thema der Fütterung. Werden tragende Sauen nicht ausreichend mit Futter versorgt, verschlimmern sich häufig andere Problembereiche (z.B. Aggression). Deshalb kommt der Auswahl des optimalen Fütterungssystems eine besondere Bedeutung zu.

Wie gesagt, gibt es hier viele verschieden Lösungen, angefangen bei der Bodenfütterung bis hin zur Individualfütterung mit Systemen für die elektronische Sauenfütterung (ESF)[1]. Wir empfehlen grundsätzlich, die Sau während der Fütterung zu isolieren.

Es kommt auf die Größe an

Platzangebot in den Buchten

Der verfügbare Platz und die Gruppengröße sind zwei wichtige Faktoren, die bei der Planung eines Stalls für die Gruppenhaltung von tragenden Sauen unbedingt berücksichtigt werden müssen. Obwohl es hierzu unterschiedliche Forschungsergebnisse gibt, würde die Mehrheit wohl zustimmen, dass Tiere in Gruppenhaltung mindestens 1,40 bis 1,70 m2  für Jungsauen und 1,80 bis 2,20 m2 für Sauen zur Verfügung haben sollten[2],[3]. Berücksichtigen Sie bitte die gesetzlichen Vorschriften der einzelnen Länder für Sauenhalter in Europa!

Eines der Hauptprobleme bei der Gruppenhaltung von tragenden Sauen ist Aggression, die sich deutlich verschlimmert, wenn die Sauen nicht genug Platz haben. Ausreichend Platz für die Jung- und Altsauen führt zu deutlich weniger Aggression und verbessert die Leistungsfähigkeit und Lebensdauer der Tiere[2].

Die Gruppengröße und das richtige Sauenmanagement

Ebenso wie das Platzangebot, muss auch die Gruppengröße bei der Planung einer Gruppenhaltung festgelegt werden. Eine Vielzahl an unterschiedlichen Gruppengrößen kann in der Praxis erfolgreich gemanagt werden. Generell lässt sich aber feststellen, dass es bei Sauen in großen Gruppen zu weniger Rangkämpfen kommt als in kleinen Gruppen[2].

Dieser Unterschied hinsichtlich des aggressiven Verhaltens erklärt sich dadurch, dass in großen Gruppen mehr Platz zur Verfügung steht und die Sauen nicht alle Tiere in der Gruppe kennen, was die Zahl der Rangkämpfe verringert[4],[5]. Größer ist jedoch nicht immer auch unbedingt besser. So kann die Erkennung einer individuellen Sau in einer Gruppe von 100+ Tieren durchaus eine zeitintensive Herausforderung sein. Deshalb basieren Empfehlungen für Gruppengrößen bei tragenden Sauen auf dem zur Verfügung stehenden Platzangebot und den Arbeits- und Managementmethoden.

Zusammensetzung der Gruppe im Wartebereich

Zusätzlich zur Gruppengröße und dem Platzangebot, ist es sehr wichtig zu entscheiden, wie die Gruppe gebildet werden soll, da die bisherige Forschung gezeigt hat, dass die Gruppenzusammensetzung Einfluss auf die Aggressivität innerhalb der Gruppe haben kann[6],[7]. Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Einteilung jüngerer Sauen (Jungsauen und WN 1 Sauen) in eine eigene Gruppe separat von älteren Sauen (WN 2+) Aggressionen minimieren kann[8].

Je nach verfügbarem Fütterungssystem, sind Sauenhalter bei dieser Einteilungsstrategie in der Lage die jüngeren und die älteren Sauen mit unterschiedlichem Futter zu versorgen, so dass auch der jeweilige Nährstoffbedarf der Gruppe besser gedeckt werden kann.

Das Fütterungssystem Gestal 3G hat allerdings auch bei heterogenen Gruppen hervorragende Resultate gezeigt.

Zeitpunkt für die Eingliederung: Pre- vs. Post-Implantation

Die größten Sorgen machen sich Sauenhalter, die auf Gruppenhaltung umstellen wollen, vermutlich um die Abferkelleistung und das erhöhte Risiko für Embryonalsterblichkeit und Verlust der Trächtigkeit in der Gruppenhaltung. Aus diesem Grund sollte beim Eingliedern in die Gruppe eine Strategie verfolgt werden und die Sau entweder vor der Implantation oder nach der Implantation eingegliedert werden.

Die Implantation findet zwischen Tag 11 und 28 der Trächtigkeit statt und ist definiert als der Zeitraum, in dem die Embryos sich an die Uterusschleimhaut anheften. Während dieser Zeit, sollte Stress unbedingt vermieden werden, da jetzt die Trächtigkeit im mütterlichen Immunsystem erkannt wird und es zu großen Hormonumstellungen kommt.

Aus diesem Grund wird empfohlen, die Eingliederung in die Gruppe entweder vor (Tag 4 der Trächtigkeit) oder nach (Tag 35+/ Kontrolle) der Implantation durchzuführen. Übereinstimmende Studien haben gezeigt, dass eine Eingliederung nicht im Zeitfenster der Implantation stattfinden sollte; die Studienlage ist allerdings uneinig darüber, welche Eingliederungsstrategie zu bevorzugen ist.[2].

Denken Sie an die Krankenbuchten!

Bei der Planung einer Gruppenhaltung scheinen Krankenbuchten keine große Rolle zu spielen oder werden zumindest nicht so detailliert diskutiert, wie sie es eigentlich sollten. Von Studien und aus der Praxis wissen wir, dass es bei tragenden Sauen Rangkämpfe gibt und es zu entsprechenden Verletzungen kommen kann.

Um die Produktivität zu erhalten und den Tierschutzanforderungen gerecht zu werden, ist ein Notfallplan für verletzte Sauen unerlässlich. Eine verletzte 200+ kg schwere Sau zum nächsten Kastenstand zu bewegen kann eine ziemliche Herausforderung sein. Deshalb sollten Sauenhalter 3-5 % der Fläche als Krankenbucht einplanen.

Erfolgreiche Gruppenhaltung ist möglich

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass eine erfolgreiche Haltung von tragenden Sauen in Gruppen möglich ist, dass es sich aber um eine multidimensionale Variable handelt, die von mehreren Faktoren wie dem Fütterungssystem, dem Platzangebot, der Gruppengröße und -zusammensetzung und dem Zeitpunkt der Eingliederung signifikant beeinflusst wird.

Die Liste der Einflussfaktoren lässt sich noch beliebig verlängern und umfasst z.B. die Struktur der Gruppe (statisch oder dynamisch), die Gestaltung der Bucht (Tränken, Nester, etc.), den Bodenbelag (Spalten, Halbspalten, etc.) und Einstreumaterial. Es ist wichtig, sich mit all diesen Themen auseinanderzusetzen, um die bestmöglichen Bedingungen für eine erfolgreiche Sauenhaltung zu schaffen.

Ein weiterer Faktor, der den Erfolg ihres Betriebs nachhaltig beeinflusst, sind die Firmen, für deren Zusammenarbeit Sie sich entscheiden. Wissen und praktische Erfahrung sind hier das oberste Gebot.

Gestal für Gruppenhaltung

Gestal 3G ist ein frei zugängliches Fütterungssystem, dass die Vorteile eines Selbstfangkastenstands mit einem elektronischen Fütterungssystem verbindet. Entwickelt wurde das System von Jyga Technologies, deren Besitzer ebenfalls aus der Schweinehaltung kommen. Das System arbeitet zuverlässig und ermöglicht hervorragende Ergebnisse bei tragenden Sauen, ohne, dass die Sauen stundenlang angelernt werden müssen.

By Dr. Lori Thomas

Gratien Thériault

Samuel Lefebvre

Documentation 

[1] Li, Yuzhi. 2015. Research on group-housing for sows. Available: http://wcroc.cfans.umn.edu/sites/wcroc.cfans.umn.edu/files/Full%20paper%20%28YL%29%20Research%20on%20group%20housing%20for%20sows.pdf

[2] Hemsworth, P. H., M. Rice, J. Nash, K. Giri, K. L. Butler, A. J. Tilbrook, and R. S. Morrison. 2013. Effects of group size and floor space allowance on grouped sows: Aggression, stress, skin injuries, and reproductive performance. J. Anim. Sci. 4953-4964.

[3] Spoolder, H. A. M., M. J. Geudeke, C. M. C. Van der Peet-Schwering, and N. M. Soede. 2009. Group housing of sows in early pregnancy: A review of success and risk factors. Livest. Sci. 125: 1-14.

[4]Turner, S. P., and S. A. Edwards. 2000. Housing in large groups reduces aggressiveness of growing pigs. Proceedings of the 51st Annual Meeting of the European Association for Animal Production. The Hague, The Netherlands. 21-24.

[5] Turner, S. P., G. W. Horgan, and S. A. Edwards. 2001. Effect of social group size on aggressive behavior between unacquainted domestic pigs. Applied Animal Behavior Science. 74:203-215.

[6]Kirkwood, R. and A. Zanella. 2005. Influence of gestation housing on sow welfare and productivity. National Pork Board Final Report.

[7]Salak-Johnson, J. L., S. R. Niekamp, S. L. Rodriguez-Zas, M. Ellis, and S. E. Curtis. 2007. Space allowance for dry, pregnant sows in pens: body condition, aggressiveness, and reproductive failure in group-housed sows. J. Anim. Sci. 85:1758-1769.

[8] Strawford, M. L., Y. Z. Li, and H. W. Gonyou. 2008. The effect of management strategies and parity on the behaviour and physiology of gestating sows housed in an electronic sow feeding system. Can. J. Anim. Sci. 88: 559-567.